Altkleidung – wohin damit?
Wann hat dein Shirt zuletzt deine Brust gespürt? 30% der Kleidung in deutschen Schränken werden 1 Jahr lang überhaupt nicht getragen.
Zu viel im Kleiderschrank?!
Wenn wir uns morgens nach dem Aufstehen anziehen, sei es für die Schule, die Arbeit oder auch um einen weiteren entspannten Urlaubstag zu verbringen, haben wir bei einem Blick in den Kleiderschrank regelmäßig die Qual der Wahl. Der Gedanke „Was soll ich heute bloß anziehen“? ist uns allen beim Anblick unserer überfüllten Kleiderschränke mit Sicherheit schon mehrmals durch den Kopf gegangen.
Die Möglichkeit zwischen so vielen Kleidungsstücken auswählen zu können, führt aber auch dazu, dass manche von ihnen lange Zeit gar nicht getragen werden. So verbleiben 30% der Kleidung ein Jahr in unseren Schränken, bevor sie zum ersten Mal wieder in Kontakt mit unserer Haut (oder den Brustwarzen) treten – wenn überhaupt. Das kommt nicht von ungefähr. Laut einer Studie von Greenpeace kauft jedeR Deutsche im Durchschnitt 40 – 70 Kleidungsstücke pro Jahr, das sind 11-15 kg. Der Neukauf von Kleidung führt letztendlich dazu, dass ältere Kleidungsstücke aussortiert und nicht mehr getragen werden, obwohl diese eigentlich noch „gut in Schuss“ sind.
Was tun damit?
Während ein Lösungsansatz offensichtlich ist, nämlich einfach weniger Neues zu kaufen, beschäftigen wir uns hier vor allem damit, was wir mit den im Schrank liegenden Klamotten machen können. Da gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten – vom Verschenken, Verkaufen, Wegwerfen bis hin zum Spenden. Doch welche ist die Beste?
Im Folgenden stellen wir einige davon genauer vor, damit ihr die nachhaltigste und für euch sinnvollste auswählen könnt.
Verkaufen
Sind die Kleidungsstücke noch fast wie neu, sind nicht ganz aus der Mode und waren in der Anschaffung auch nicht gerade preiswert, lohnt es sich diese bei Verkaufsplattformen im Internet anzubieten. Auf diesem Weg finden die Klamotten neue, freudige BesitzerInnen, wodurch der überflüssige Konsum neuer Kleidung reduziert und Ressourcen geschont werden. Als VerkäuferIn bekommt man einen Teil der früheren Ausgaben zurück, es gewinnen also beide Parteien. Neben allseits bekannten Plattformen wie ebay gibt es beispielsweise auch die Internetseite des Kleiderkreisels. Auf dieser Plattform können alte Kleidungsstücke gebührenfrei hochgeladen und so einer breiten Öffentlichkeit zum Kauf oder Tausch angeboten werden.
Der gute alte Flohmarkt bietet sich natürlich auch zum Weiterverkauf an. Dabei kann man sich das Hochladen und Beschreiben der Artikel sparen und nebenbei noch nette Gespräche führen.
Kleiderkammern und Sozialkaufhäuser
Ist man nicht auf das Geld angewiesen oder man hat keine Lust sich den Aufwand des Verkaufens zu geben, empfiehlt es sich nach lokalen Sozialkaufhäusern oder Kleiderkammern zu suchen und die Kleidungsstücke dort abzugeben. Natürlich sollte die Kleidung noch tragbar sein. Diese sozialen Einrichtungen geben die Kleiderspenden direkt, schnell und unbürokratisch an Interessierte und Bedürftige weiter. Lange Transportwege werden vermieden. Eine Übersicht über soziale Einrichtungen in und um München bietet die Internetseite wohin-damit. Dort findet man beispielsweise das Kaufhaus Diakonia secondhand und die Kleiderkammer Innere Mission München.
Es macht auf jeden Fall Sinn den Weg zu solchen Einrichtungen auf sich zu nehmen, um so die Kleidungsstücke schnell und direkt einer Weiterverwendung zu zuführen, anstatt sie einfach in der Restmülltonne zu entsorgen. Dort würden sie direkt in einer Müllverbrennungsanlage landen. Im Jahr 2012 wurden dadurch allein in München leider immer noch 10.000 Tonnen einer weiteren Verwendung entzogen.
Altkleidercontainer
Bedingt empfehlenswert ist die Möglichkeit, die Kleidung in Altkleidercontainer zu geben. In Deutschland werde so jährlich mehr als 750.000 Tonnen entsorgt. Das entspricht einer LKW-Schlange von München bis Kiel bzw. 12 Kleidungsstücke pro Person. Hier durchaus Vorsicht geboten, da es leider schwarze Schafe gibt, die nicht genehmigte Altkleidercontainer aufstellen oder an der Haustüre sammeln. Diese tragen Fantasienamen und täuschen karitative Zwecke vor, um die Menschen zum Spenden von Altkleidern zu bewegen. Tatsächlich fließt das Geld aber nur in die Taschen der Betrüger. Für diese stellt dieses Vorgehen ein lukratives Geschäft dar, da sie für eine Tonne Altkleider ca. 450 Euro von Sortierbetrieben bezahlt bekommen. Bei solchen illegalen Containern fehlen oft Adresse und Telefonnummer der Aufsteller, wie sie bei legalen Containern immer vorhanden sind. Zudem klebt bei legalen Containern das FairWertung-Zeichen, welches sicherstellt, dass die abgegebene Kleidung auf karitativem und direktem Weg weiterverwendet wird. Dieses Gütesiegel des Dachverbands der gemeinnützigen und kirchennahen Kleidersammler verpflichtet Organisationen zu fairem und verantwortlichem Sammeln und Verwerten von Altkleidern, wie es in verbindlichen Standards festgelegt ist. Auch die Wertstoffhöfe in München haben sich dazu verpflichtet diese Kriterien einzuhalten. Bis zu 40% der in Altkleidercontainer gesammelten Kleidung wird re- oder downcycled, etwa zu Putzlappen oder Dämmstoffen. 50 bis 60% sind noch tragbar und werden als Secondhandware weiterverkauft, meistens nach Afrika und Osteuropa. Dadurch wird die Lebensdauer der Kleidungsstücke verlängert. Ein Recycling von Kleidung findet in diesen Ländern meistens nicht statt. Dies hat damit zu tun, dass Textilrecycling technisch hoch anspruchsvoll ist. Es gelingt meist nur, wenn die Textilien sortenrein sind. Dies bedeutet, dass Gewebe, Knöpfe und Reißverschlüsse aus dem gleichem Kunststoff bestehen müssen. Ist dies nicht der Fall, scheidet eine Weiterverarbeitung zu neuen Kleidungsstücken aus. Mittlerweile werden bereits sortenreine Textilien angeboten. Wer daran interessiert ist, seine Kleidung zu einem späteren Zeitpunkt dem Recyclingprozess zuzuführen, sollte beim Kauf auf dieses Kriterium achten.
Mach’s dir selbst – Upcycling
Vom sogenannten „Upcycling“ sollten sich v.a. kreative und handwerklich nicht ganz unbegabte Menschen angesprochen fühlen. Gebrauchte, langweilige oder kaputte Kleidungsstücke lassen sich durch Bedrucken, Umnähen, Besticken, Bemalen und ähnliches ganz einfach aufwerten. Anders als beim Recycling wird die Qualität dadurch gesteigert, daher die Vorsilbe „Up“. Anleitungen und Hilfestellungen bieten spezialisierte Läden und natürlich auch das Internet, z.B. die Seite WeUpcycle.
Kleider tauschen
Die geselligste Art, wie man ungenutzte Klamotten weiterverwerten kann, ist wohl der Tausch unter Freunden, Bekannten oder unter Gleichgesinnten auf Kleidertauschpartys. Gerade letztere bieten eine ausgezeichnete Gelegenheit, um Menschen aus seiner Stadt kennen zu lernen, die auch an einem nachhaltigen und sozialen Umgang mit Kleidung interessiert sind. Und nebenbei findet man noch schicke, kostenlose und ressourcenschonende Klamotten… die dann hoffentlich Deine Brust oft zu spüren bekommen!
- Weniger kaufen, länger tragen!
- Schicke Secondhand-Kleidung kaufen.
- Insgesamt gilt: Je länger und häufiger ein Kleidungsstück getragen wird, desto nachhaltiger. Wie viele Menschen es im Laufe der Zeit tragen, spielt dabei keine Rolle. Das bedeutet: Tragbare „Altkleider“ sollten weder im Schrank versauern, noch in der Restmülltonne enden.
- Bei der Frage „Wohin damit?“ kommt es auf die Qualität der Altkleidung an.
- Upcycling bietet sich für schon abgenutzte, kaputte Kleidung an
- ein Weiterverkauf bietet sich für noch gut erhaltene, modische Kleidung an
- Wenn du Lust hast Kleidung zu tauschen, dies mit Spaß verbinden und neue Leute kennen lernen willst, solltest du unbedingt an der nächsten Kleidertauschparty in deiner Stadt teilnehmen.
- Mit wenig Aufwand wirst du deine Kleider sinnvoll in Sozialkaufhäusern oder bei zertifizierten Altkleidercontainern los.
Beachte aber: Lokale soziale Einrichtungen (z.B. Sozialkaufhäuser und Kleiderkammern) sind gegenüber Altkleidercontainern oft zu bevorzugen, da bei letzteren nicht immer erkennbar ist, ob die gespendete Kleidung wirklich karitativen Zwecken dient oder nur der finanziellen Bereicherung Einzelner.
Weiterführende Informationen und Links:
Soziale Einrichtungen in Deiner Nähe findest Du auf www.wohindamit.org.
Konsumwelt: Hier findet ihr eine Bildungsmappe zum Thema Ressourcenknappheit und Konsumgesellschaft beispielhaft am Thema Kleidung ausgeführt.
Nützliche Informationen rund um das Thema Altkleidersammlung und Secondhand-Kleidung liefert FairWertung.
Wie wäre es, mit weniger Klamotten auszukommen? Nützliche Tipps dazu gibt es auf den Seiten der Aktion Klamottenkur.